Anteil der NS-Sprache

Ihre erste Begegnung mit Hitler und seiner Sprache beschrieb Leni Riefenstahl in einem späten Interview in den 1980ern so:
Und dann war diese Versammlung in Berlin, und als er dann seine ersten Worte sprach –meine Volksgenossen –, da ist etwas ganz merkwürdiges in mir vorgegangen, ich zitterte am ganzen Körper, ich wurde schweißbedeckt, ja. Und ich war irgendwie, wie durch einen Magnetismus, eingefangen worden.

Vielleicht ging dieser Magnetismus tatsächlich „nur“ von dem aus, was Riefenstahl sah, und nicht von dem was sie hörte.
Wir sollten aber auf jeden Fall auch die einfache Möglichkeit ins Auge fassen, dass das, was sie da beschreibt, auch mit der Sprache zu tun haben könnte. Immerhin sagt sie, dass der der Magnetismus sie einfing, als er seine ersten Worte sprach.
Vielleicht ist ihre Schilderung sogar ein weiterer Beleg für den Glanz, der sich laut der Aufladungsthese in den Feminina verbirgt.

Außerdem interessant: Hitler sagte in Wirklichkeit nicht „meine Volksgenossen“, sondern er sagte in dieser wie auch in allen anderen Reden mit Frauenbeteiligung „Meine Volksgenossen und Volksgenossinnen“. Er sprach so, aber Frau Riefenstahl erinnerte sich nicht mehr daran. Genauso, wie sich der Feminismus nicht daran erinnerte, als er 1984 die Entscheidung für eben diesen Weg traf, und nicht den für eine symmetrische, wirklich gerechte Sprache. Nein, sie entschieden sich für die Sprache, die Hitler und Goebbels brüllten und die sich seit kurzem erst, nach einem jahrzehnte dauernden Entscheidungsprozess in Gerichten und der Legislative inzwischen in unserem ÖRR durchgesetzt hat: „Bürger und Bürgerinnen“ müssen wir dort heute hören, oder „Soldatinnen und Soldaten“.

Bei einer neutralen Analyse sollten wir all diese Möglichkeit nicht ausschließen, nach dem Motto „dass nicht sein kann was nicht sein darf“.
Bevor es mit der NS-Sprache weiter geht, noch, um Missverständnisse in beide Richtungen zu vermeiden, ein paar grundsätzliche Worte zum Nationalsozialismus:

„Grüne, Woke und der Feminismus“ zerstören unsere Sprache“ wabert es aus den AfD- und anderen rechtsradikalen Blasen. Und jetzt zeigt sich, dass nicht diese, sondern ihre mehr oder weniger heimlichen Idole mit der massenhaften Verbreitung ihrer Doppelnennungen die Zerstörung unserer Nomina Agentis auf den Weg brachten.
An all die, die mit dem Gedanken spielen, für eine bessere Zukunft die AfD zu wählen:

Nein…. (wird noch ausgeführt…)

Zurück zur Sprache und dem Anteil der NS-Zeit an unserem aktuellen Dilemma.

Lee und „nein, in dieses Zelt dürfen keine Frauen“.
Filmabspann: „One of the best war-reporters“ gegen „Eine der bessten Kriegsberichterstatterinnen“.

Wie konnte es dazu kommen, dass die Sprache ausgerechnet auf deutschem Boden diesen Weg des sprachlichen Markierens und Ausgrenzens ging, während all unsere Geschwistersprachen es schafften, ihn zu vermeiden?
Wie kamen wir hier dazu, hier diese fundamentale Diskriminierung, die das Beispiel um Lee Miller so traurig offen legt, mit solch beschönigenden Worten wie „geschlechtergerecht“ oder „gendersensibel“ zu kaschieren?

Vielleicht liegt die Erklärung in einer früheren Zeit, als vor allem auf deutschsprachigem Boden Frauen so brutal wie nirgendwo anders um ihr Leben fürchten mussten, in der Zeit der „Hexenverbrennungen“?