Wohin die Reise gehen sollte

Mögen Sie Fußball? Sehen und hören Sie hier, wie Pernille Harder, FC Bayern München, beim Drehen eines 0:2-Rückstandes gegen Arsenal London trifft:
„What a peach of a goal! What a player she is!“

She is al player, spielt mit Beckham und Ronaldo in einer Klasse.
Das Englische hat die playeress zusammen mit der teacheress und actress entsorgt. Nur die princess durfte bleiben, bis jetzt jedenfalls.

Im Deutschen muss Penille Harder „Spielerin“ sein. Klar, sie spielt gut. Aber mit Beckham und Ronaldo in einer Liga?
Was hätte ein Reporter in Harders Muttersprache Dänisch gesagt?
Hvilken spiller hun er!“ Wörtlich übersetzt ungefähr „Welcher Spieler sie ist!
Auch zuhause spielt sie mit den Männern in einer Klasse.
Früher nicht. Vor 100 Jahren wäre sie in ihrer Heimat noch „spillerinde“ gewesen; das, was wir im Deutschen „Spielerin“ nennen.
Die Dänen verbannten vor nicht so langer Zeit die spillerinde vom Spielfeld, und zogen trotzdem in den Rankings zur Gendergerechtigkeit am Deutschen vorbei. So entwickeln sich Sprachen auf natürliche Art.

Den Zug, den das Englische und Dänische nahmen, hat das Deutsche irgendwie verpasst.
Im Gegenteil, erst vor wenigen Jahren lösten wir eine Fahrkarte in die Gegenrichtung:

Vor 4 Jahren, bei der EM in England, traute sich ein deutscher Reporter noch, von Alexandra Popp als bestem deutschen Mittelstürmer seit Miroslav Klose zu schreiben. Was ein Ritterschlag!

Heute geht das nicht mehr, Alexandra Popp kann heute nur noch MittelstürmerIN sein.
Keine Chance, mit Miroslav Klose verglichen zu werden.
Eine frauenfeindliche Diskriminierung, eingefordert von der feministischen Linguistik.
Wo ist der Weg Richtung Gleichberechtigung?

Wechseln wir die Bühne.

Kennen Sie den genialen Film über Lee Miller, die Frau die Sie hier in Hitlers Badewanne sehen, auf dem Teppich der Schmutz von Auss? Sie zeigte mit ihren starken Fotos den Schrecken des Krieges und demaskierte vor allem die Verbrechen der Nazis.

Eine Schlüsselszene ihrer Karriere und im Film ist diese hier: Bei ihrem ersten Einsatz an der französischen Atlantikküste wollte sie mit ihrer Kamera in die Lagebesprechung im Offizierszelt, zusammen mit ihren männlchen Kollegen. „Nein, sie dürfen hier nicht rein. Hier dürfen nur Männer rein“.
Sie ging ins Lazarett und machte statt dessen dort ihre ersten berühmt gewordenen Bilder.

Im englischen Original „Lee“ wird sie im Filmabspann geehrt als „one of the worlds most famous war reporters“.
im Deutschen „Die Fotographin“: „Lee Miller eine der berühmtesten Kriegsberichterstatterinnen“
Nein, hier in die Offiziersbesprechung dürfen nur Männer. Frauen bitte in das Zelt dort hinten.

Wie fatal, dass die, die sie so demaskierte, genau so sprachen. Volksgenossen und Volksgenossinen, Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen.

Mit dem Wissen über diese sexualisierende und spaltende Sprache von Hitler und Goebbels kommt dieser Filmabspann wie ein Alptraum daher. Ein später Sieg des markierenden und spaltenden Faschismus gegen die Frau, die dieses System so radikal demaskierte.

Es ist klar, wohin die Reise gehen muss.
Wir brauchen Wörter, die verbinden statt zu spalten.
Wir haben diese Wörter bereits seit Jahrtausenden.
Es sind die, die gerade unter die Räder kommen.

Wie es aussieht, können in einer nach Gleichberechtigung strebenden Gesellschaft nicht beide überleben.
Entweder es gehen die Oberbegriffe, oder die Feminina.

Wir sollten sehen, dass die Feminina, die“-in’s“ und „-innen’s“, ihre wichtige Rolle hatte.
Ein Gegengewicht zur auf deutschsprachigem Boden besonders brutalen Frauenvernichtung während der Hexenverfolgung.
Wir sollten aber auch sehen, dass diesem Gewicht heute auf der anderen Seite nichts mehr entgegen steht.
Es führt heute nicht zur Gleichheit, sondern benachteiligt Frauen sogar.
Alexandra Popp sollte mit Miroslav Klose in einer Liga spielen können, Lee Miller einer der besten Kriegsfotografen sein dürfen.
Wir brauchen Wörter, die uns verbinden, Wörter wie Reporter und Mittelstürmer.
Die Reporterinnen und Mittelstürmerinnen dürfen sich in ihren wohlverdienten Ruhestand begeben.